12.07.2025

Kommunaler Hitzeschutz

Die sommerliche Hitze ist schon lange nicht mehr ein negativer Einfluss auf das Wohlbefinden, es ist ein gesundheitliches Risiko. Die Jungen Liberalen Würzburg fordern daher die Stadt Würzburg und die WVV auf, einen umfassenden Maßnahmenplan zum Hitzeschutz aufzustellen und umzusetzen. Ziel ist es, Würzburg hitzeresilient zu gestalten – ohne Bevormundung, sondern mit Freiheit, Technologieoffenheit und Eigenverantwortung.

 Konkret fordern wir:

 1. Öffentliche Trinkwasserstellen ausbauen

 Gerade an heißen Sommertagen ist der Zugang zu kostenlosem Trinkwasser ein einfaches und effektives Mittel, um Gesundheit und Wohlbefinden im Alltag zu sichern. Wir fordern daher den (Aus-)bau öffentlicher Trinkwasserstellen an zentralen Orten wie dem Marktplatz, Bahnhof, Eichhornstraße, Domstraße u.Ä.. Diese Trinkbrunnen könnten auch mit smarter Sensorik ausgestattet werden, die eine automatische Abschaltung bei Regen, niedrigen Temperaturen oder in der Nacht ermöglicht. So könnte unnötige Wasserverschwendung vermieden und der Betrieb effizient gestaltet.

 2. Mobile Begrünung für den Marktplatz und andere Hitzeinseln

 Viele zentrale Plätze in Würzburg – allen voran der Marktplatz, Eichhornstraße oder der Residenzvorplatz – sind stark versiegelt und heizen sich in den Sommermonaten massiv auf. Gleichzeitig sind dauerhafte bauliche Veränderungen durch Denkmalschutz oder Veranstaltungsnutzung nur begrenzt möglich. Wir schlagen deshalb vor, mobile Stadtbäume in großen, bepflanzten Kübeln anzuschaffen. Diese sollen während der Sommermonate flexibel aufgestellt und in der kühleren Jahreszeit oder bei Großveranstaltungen versetzt oder eingelagert werden können.

 3. Temporäre Abkühlzonen in der Innenstadt schaffen

 Um kurzfristig für spürbare Entlastung an Hitzetagen zu sorgen, fordern wir die Einrichtung temporärer Abkühlzonen an besonders heißen, versiegelten Orten der Innenstadt. Diese könnten aus mobilen Schattenstrukturen wie Sonnensegeln, bepflanzten Pavillons oder Sitzinseln bestehen. Darüber hinaus möchten wir den Testbetrieb von Sprühnebel-Anlagen an belebten Plätzen in der Innenstadt anstoßen.

 4. Öffentliche Gebäude als Rückzugsorte bei Hitze öffnen

 Städtische und universitäre Gebäude wie Bibliotheken, Seminarräume oder leerstehende Veranstaltungsräume bieten bereits kühle oder klimatisierte Räume die in Hitzewellen
 auch tagsüber für die Bevölkerung geöffnet werden könnten.

 Wir schlagen vor, diese Orte niederschwellig zu „Cool Spots“ zu erklären – also als temporäre Rückzugsorte mit Trinkwasser und Sitzplätzen zugänglich zu machen. Die Teilnahme erfolgt auf freiwilliger Basis durch Institutionen oder Träger – zusätzliche Verwaltungskosten oder Personalverpflichtungen sollen dabei vermieden werden. Ziel ist es, bestehende Ressourcen sinnvoll zu nutzen und Rückzug bei Hitze
 zu ermöglichen.

 Insbesondere sollen die Bürgerinnen und Bürger in den Sommermonaten niederschwellig auf die städtischen Angebote, bspw. durch den Hinweis „Cool Spot“, aufmerksam gemacht werden.

 5. Label „Cool Place Würzburg“ für private Partner einführen

 Auch die lokale Wirtschaft kann einen Beitrag zum Hitzeschutz leisten – wenn sie dafür Sichtbarkeit und Unterstützung erhält. Wir setzen uns daher für die Einführung eines freiwilligen Labels „Cool Place“ ein. Mit diesem Zeichen können Cafés, Geschäfte, Kultureinrichtungen oder Praxen gekennzeichnet werden, die klimatisierte Räume, Schattenplätze, Trinkwasser oder ähnliche niederschwellige Abkühlmöglichkeiten
 anbieten. Diese Orte sollen in städtischen Kommunikationskanälen, auf Karten oder Infoflyern, oder das Anbringen eines Schildes/Plakette sichtbar gemacht werden. Das stärkt nicht nur den Hitzeschutz, sondern auch den lokalen Einzelhandel.

 6. Klimatisierung von ÖPNV-Fahrzeugen beschleunigen

 Ein funktionierender Hitzeschutz muss auch den ÖPNV einschließen. Aktuell sind kaum Würzburger Busse und Straßenbahnen mit Klimaanlagen ausgestattet. Wir fordern deshalb einen verbindlichen, zügigen Fahrplan zur vollständigen Klimatisierung aller Fahrzeuge im WVV-Fuhrpark. Wo möglich, sollen bestehende Busse und Bahnen nachgerüstet werden. Bei Neuanschaffungen ist Klimatisierung als Standard vorauszusetzen. Zusätzlich soll die WVV sicherstellen, dass bei besonders heißen
 Wetterlagen bevorzugt klimatisierte Fahrzeuge auf den stark frequentierten Linien eingesetzt werden. Darüber fordern wir die Stadt zur konstanten Prüfung externer Fördermittel, etwa über Bundes- oder Landesprogramme zur Klimaanpassung im Nahverkehr auf.

 7. Private Begrünung und eigenverantwortliches Engagement

 Auch private Gebäude können einen wichtigen Beitrag zum Hitzeschutz in der Stadt leisten – ganz ohne Vorschriften oder Zwang, sondern mit Anreizen und Eigenverantwortung. Deshalb schlagen wir vor, private Dachflächen und Hausfassaden gezielt zu begrünen. Grüne Dächer und Fassaden helfen nicht nur dabei, die Umgebungstemperatur zu senken, sondern verbessern auch die Luftqualität und schaffen
 neue Lebensräume für Insekten und Vögel – mitten in der Stadt.

 Wir wollen, dass die Stadt Würzburg Eigentümerinnen und Eigentümern aktiv unter die Arme greift, wenn sie solche Begrünungen umsetzen möchten – zum Beispiel durch ein einfaches Förderprogramm für Beratung, Pflanzen oder technische Ausstattung wie Rankhilfen und Bewässerungssysteme. Dabei setzen wir bewusst auf Freiwilligkeit und Offenheit für verschiedene Ideen: Ob einfaches Gründach, smarte Pflanzenwand oder Urban Gardening auf dem Balkon – erlaubt ist, was hilft.

 In Würzburg engagieren sich bereits viele Bürgerinnen und Bürger aktiv für mehr Grün in ihrer Nachbarschaft – ob als Paten für Baumscheiben, durch Urban-Gardening- Projekte oder mit der Pflanzung eines „Baums fürs Baby“. Dieses Engagement verdient nicht nur Anerkennung, sondern auch konkrete Unterstützung.

 Wir fordern daher, dass die Stadt diese bestehenden Projekte weiter ausbaut, aktiv bewirbt und neue Mitmachmöglichkeiten schafft. Die bestehenden Förderprogramme für Stadtgrün und Klimaanpassung sollen niedrigschwellig zugänglich bleiben und bekannter gemacht werden – etwa durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit, eine Mitmach-Plattform oder durch regelmäßige Aktionen in den Stadtteilen.

 Denn ein lebenswertes, klimaangepasstes Würzburg entsteht nicht nur durch städtische Maßnahmen – sondern auch durch engagierte Menschen vor Ort, die ihre Umgebung aktiv mitgestalten wollen. Dieses Potenzial wollen wir weiter fördern und sichtbarer machen.

 8. Hitzefrei? Bald nicht mehr!

 Gerade Kinder sind an Hitzetagen besonders gefährdet. Viele Schulhöfe und Kita- Außenbereiche in Würzburg bestehen noch immer überwiegend aus Asphalt oder Pflaster. Wir fordern, dass die Stadt diese Flächen bei Sanierungen oder Umgestaltungen schrittweise entsiegelt und durch Grünflächen, Bäume oder schattige Aufenthaltsbereiche ersetzt. Uns ist dabei wichtig, dass die Schulleitungen , sowie die Schüler- und Elternvertretungen dabei mitentscheiden können – je nach Bedarf vor Ort. Ziel ist dabei keine Einheitslösung, sondern individuelle Verbesserungen mit echtem Mehrwert.

 Langfristig fordern wir, um Unterrichtsausfall in den Sommermonaten entgegenzuwirken, Klassenräume an besonders hitzeanfälligen Schulen mit Klimaanlagen ausstatten.

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