Der Freistaat Bayern wird neben den vielen Metropolregionen vor allem von den
ländlichen Räumen geprägt. Doch insbesondere der ländliche Raum gilt für viele
insbesondere junge Mitglieder der LGBTQIA*-Community nach wie vor nicht als „Safe
Space“. Auffallend viele Menschen tragen ihre innere Freiheit nicht nach außen, um
nicht zum Gesprächsthema zu werden, weshalb sie sich in der Auslebung ihrer sexuellen
Identität bzw. Orientierung einschränken. Vor allem junge queere Menschen sehnen sich
nach dem verheißungsvollen Leben in den Städten, wo sie sich mehr Anonymität,
Akzeptanz und bessere Möglichkeiten zur Entfaltung der eigenen sexuellen Identität
versprechen.
Die Jungen Liberalen Würzburg fordern daher:
1. MEHR SICHTBARKEIT FÜR LGBTQIA*
- Die Lebensrealitäten und Probleme queerer Menschen dürfen nicht mehr länger nur
ein Randthema sein! Wir fordern daher die Einführung eines Queer-Beauftragten
beim bayerischen StMAS nach dem Vorbild des Queer-Beauftragten der
Bundesregierung. Dieser soll seine exponierte Stellung in der Öffentlichkeit
nutzen, um auf die Lebensrealität queerer Menschen in den Städten und
Landkreisen aufmerksam zu machen. Er soll zu Informations- und Diskussions-
Veranstaltungen laden, um den Diskurs konstruktiv voranzubringen. Er soll der
queeren Community auch als Sprachrohr dienen. - Mit „Diversity-Botschaftern“ wollen wir in den ländlichen Räumen auf die
Situation von Minderheiten und marginalisierten Gruppen wie u.a. der LGBTQIA*-
Community aufmerksam machen. Wir wollen dadurch für mehr Verständnis und
Sichtbarkeit in der Bevölkerung werben und auf diese Weise das Gefühl von
Zusammengehörigkeit aller Menschen aufkommen lassen. Stände auf Stadt- und
Dorffesten sind hierfür besonders geeignet. - Auch kleine Gesten können bereits für mehr Sichtbarkeit sorgen. Wir empfehlen
den Gemeinde-, Kreis- und Bezirksräten daher insbesondere im sogenannten „Pride-
Month“ Juni die Beflaggung von Regierungs- und Verwaltungsgebäuden mit
Regenbogen-Fahnen. - In den bayerischen Schulen finden Themen die die LGBTQIA*-Community betreffen zu
wenig statt. Lediglich xx% der queeren Schüler gaben im Rahmen einer Befragung
an, dass queere Themen im Schulunterricht thematisiert wurden. Wir setzen uns
daher dafür ein, dass sowohl im Sexualkunde-Unterricht wie auch im
Regelunterricht zukünftig auch die Lebensrealität queerer Menschen einbezogen
wird. Nichtbefassung bzw. negativ konnotierte Bemerkungen sollen der
Vergangenheit angehören.
2. MEHR BERATUNGSANGEBOTE FÜR QUEERE MENSCHEN
Vor allem in den ländlichen Regionen mangelt es an Anlaufstellen für queere Menschen.
Insbesondere junge Menschen sind während des inneren Outings überfordert und sehnen
sich nach Hilfestellung von Experten.
- Wir wollen daher das mobile Beratungsangebot „Que(e)r durchs Land” ins Leben
rufen. Über eine anonyme Chat-Funktion soll man sich zukünftig an geschultes
Fachpersonal wenden können. Bei Bedarf soll auch eine persönliche Beratung bei
den Betroffenen vor Ort z.B. in Rathäusern oder anderen ruhigen Orten ermöglicht
werden. Der Freistaat soll sicherstellen, dass solche Beratungsangebote in allen
kreisfreien Städten und Landkreisen angeboten werden können. - Beim StMAS angestellte „Queer-Referenten“ sollen darüber hinaus auch
Informations- und Diskussionsveranstaltungen organisieren, um in vielfältige
Bevölkerungsschichten hineinwirken zu können.
3. MEHR RAUM FÜR DIE COMMUNITY
Die urbanen Zentren können häufig breitgefächerte Anlaufstellen für die queere
Community anbieten. Diese können neben Queer-Cafés auch Bars oder Community- bzw.
Jugendtreffs sein. Der Freistaat muss zukünftig darauf hinwirken, dass entsprechende
Strukturen auch in den ländlichen Räumen entstehen.
- Wir wollen zivilgesellschaftliches Engagement zur Gründung queerer Community-
Zentren fördern und unterstützen. Wir regen die Kommunen dazu an geeignete
Flächen zur Verfügung zu stellen und fordern den Freistaat auf entsprechende
Fördermittel in den Landeshaushalt einzustellen. - Vor allem junge queere Menschen brauchen den Austausch mit anderen. Wir setzen
uns daher insbesondere für die Gründung von LGBTQIA*-Jugendtreffs ein. Wir
fordern die Öffnung bestehender Strukturen und Flächen für entsprechende
Projekte. Wir wünschen uns auch finanzielle Unterstützung von den Kommunen und
organisatorische sowie personelle Unterstützung durch die Kreisjugendringe. - Wir begrüßen Modellprojekte wie „Queer-AGs“ an bayerischen Schulen und fordern
die Einführung von Vertrauenslehrern an allen bayerischen Schulen. Diese regen
wir an, interessierte Schüler bei der Gründung von solchen Arbeitsgruppen zu
unterstützen. Der Freistaat soll solche Gründungen durch Fördermittel oder
Wettbewerbe vorantreiben. Solche „Queer-AGs“ sollen so auch in die
Schulgemeinschaften hineinwirken können. - Wir wollen die Potentiale der Digitalisierung auch für die Vernetzung der
bayerischen LGBTQIA*-Community nutzen. Hierfür soll das zivilgesellschaftliche
Engagement aus der Community heraus genutzt werden, um z.B. bei „Hackathons“ die
Einführung einer Community-App anzuregen. Entwickler sollen durch einen
entsprechend dotierten Wettbewerb angeregt werden.
Um die Effektivität dieser Maßnahmen prüfen und gegebenenfalls negativen
Entwicklungen entgegenwirken zu können, fordern wir eine regelmäßige statistische
Auswertung der Situation queerer Menschen in Bayern durch das Landesamt für
Statistik.